Im Rahmen meiner Tätigkeit bei CraftLab entstand die Rekonstruktion eines Nabenmotors aus der Zeit um die Jahrhundertwende. Das Ziel war es, auf Basis historischer Unterlagen ein vollständiges 3D-Modell und die zugehörigen Fertigungszeichnungen zu erstellen – mit hoher formaler Nähe zum Original und unter Berücksichtigung gießtechnischer Umsetzbarkeit.
Ausgangspunkt war eine originale Zeichnung des Kollektors die vom Kollegen Sebastian Kanpp bereits in 2D im Auto-CAD erfasst wurden. Ergänzt wurde diese durch:
• Fotomaterial vom Original
• Technische Datenblätter
• Historische Fachliteratur
• Vergleichbare Motoren späterer Baujahre
Auf dieser Basis wurde das Modell in Rhino 3D digital rekonstruiert. Die 3D-Visualisierung diente dabei als Werkzeug für den visuellen Abgleich mit Originalfotos, um Proportionen und Bauteilabfolgen präzise einzuordnen.
Das finale Gussmodell wurde direkt aus dem 3D-Modell abgeleitet. In mehreren Iterationsschleifen wurden die Splines in 2D ausgegeben und von Sebastian Knapp zu präzisen Konstruktionszeichnungen in AutoCAD weiterentwickelt. Parallel dazu wurde die Modellgeometrie an die Anforderungen des Gussprozesses angepasst und entsprechend digital aufbereitet, bevor sie an die Gießerei übergeben wurde. So entstand ein vollständiger Planungsstand für die Reproduktion eines historischen Motors – funktional, fertigungstechnisch und ästhetisch möglichst nah am Original.
Das Projekt zeigt exemplarisch, wie sich historische Technik mit digitalen Werkzeugen präzise rekonstruieren lässt. Die Verbindung von Archivmaterial, 3D-Modellierung und gießtechnischem Fachwissen ermöglichte die Wiederbelebung eines jahrhundertealten Bauteils – und legte damit die Grundlage für die vollständige Rekonstruktion des gesamten Fahrzeugs. Ein zentrales Learning: Die Aufbereitung und Speicherung der CAD-Daten so zu gestalten, dass sie zuverlässig in den Fertigungssystemen der Gießerei, bei Zulieferern und für interne Weiterverarbeitung nutzbar sind, war eine der größten Herausforderungen – und gleichzeitig ein entscheidender Faktor für den Projekterfolg.