Diese Arbeit entstand im Rahmen der Auseinandersetzung mit Typografie unmittelbar nach den Terroranschlägen von Paris am 13. November 2015. Da ich die Band White Miles aus meiner Tätigkeit im Veranstaltungsbereich persönlich kannte, traf mich das Attentat im Bataclan-Theater stärker, als ich erwartet hätte. In Reflexion auf diese Ereignisse entwarf ich das Plakat mit dem Schriftzug „Paris“. Im Mittelpunkt stand die Erkenntnis, wie rasch sich die Bedeutung von Symbolen verändern kann. Wenige Stunden zuvor hätte ein mit Rosen und Kerzen dekorierter Schriftzug „Paris“ noch für Liebe und Romantik gestanden – kurz darauf wurde daraus ein Symbol für Trauer, Verlust und Schmerz.
Das Plakat entstand in einem analogen Prozess. Diverse Requisiten – darunter selbstgefertigte Salzteig-Objekte, Kunstblut, Fleisch und Patronenhülsen – wurden arrangiert und fotografiert. Dabei legte ich die eine Plakathälfte in High-Key, die andere in Low-Key-Inszenierung an. Der traurige, von Schmerz geprägte Schriftzug erscheint dunkel, während der Schriftzug, der Liebe und Romantik symbolisiert, im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Kopf steht – bewusst als Bruch und Umkehrung der Assoziationen gestaltet. Die Arbeit markierte einen frühen Punkt auf meinem Weg zur Professionalisierung meiner gestalterischen Tätigkeiten, im Rahmen des Foundation Courses zur Vorbereitung auf ein Designstudium.
Rückblickend würde die Qualität der handwerklichen Ausführung meinen heutigen Ansprüchen nicht mehr genügen. Die zentrale Auseinandersetzung mit der Verschiebung von Bedeutungshoheiten bleibt für mich jedoch wesentlich – und begründet die Relevanz dieses Projekts innerhalb der Kramurikiste.